Seit mehr als zehn Jahre schreibt Christian Seiler im Magazin des Tages-Anzeiger über Kulinarik und Essen. Die Kolumne von Seiler ist seit langem die Seite, die ich im Magazin garantiert immer lese. Weil Essen nun mal zum schönsten im Leben zählt. Und weil Seiler die Spitzengastronomie auch kritisch hinterfragt und Gemüse vermehrt ins Zentrum stellt – auch durch den Vegetarismus seines Sohnes beeinflusst.
Mit «Alles wird gut» ist Seilers zweites Kulinarik-Buch erschienen. Standen in seinem ersten Buch kulinarische Reise-Geschichten im Zentrum, so trägt der Food-Kolumnist nun 207 seiner im Magazin veröffentlichten Rezepte zusammen. Ein konventionelles Kochbuch ist das nicht, die Gerichte stammen nicht von Seiler selber, vielmehr erzählt er die Rezepte anderer mit eigenen Worten nach. Seiler ist sozusagen ein Rosinenpicker, der seine Lieblingsgerichte vorstellt, oder wie es der Wiener selber ausdrückt, ein «Autor, der kocht». Er thematisiert dabei das Nachkochen und Ausprobieren, schreibt über Triumpfe und Niederlagen.
Auch wenn sich Seiler gerne bei Rezepten von herausragenden Köch:innen bedient – zu seinen Lieblingskochbüchern, die er am Ende von «Alles wird gut» aufzählt, gehören Namen wie Tanja Grandis (Tanja vegetarisch) Ferran Adriaà (Das Familienessen) oder Marianne Kaltenbach (Aus Schweizer Küchen) –, so ist Seiler ein Fan von einfachen Mahlzeiten, die mehr durch herausragende Zutaten als durch Komplexität auffallen. Als Beispiel seien hier erwähnt ein ganzer im Backofen gegarter Spitzkohl mit nichts als brauner Butter, Puntarelle – ein bitteres Zichorien-Gewächs aus Süditalien – gebraten mit Olivenöl, Sardellen und Knoblauch oder Spargeln gekocht in Butter, Zucker und weissem Balsamico.
«Alles wird gut» ist eine äusserst vielfältige Zusammenstellung von tollen Kochrezepten aus ganz unterschiedlichen Regionen der Welt und gleichzeitig eine Sammlung von Kurzgeschichten. Häufig liest sich das saugut und ist unterhaltsam. Manchmal aber nervt der viele Text, wenn man nur schnell etwas nachkochen möchte, und man wünscht sich stattdessen ein paar schöne Fotos. Hauptsache aber ist, dass am Ende, wenn man am Tisch speist, alles gut ist. Und das ist bei Seiler fast immer der Fall.
Christian Seiler. Alles wird gut. Echtzeit-Verlag. 480 Seiten. 48 Franken.